Friedrich Hebbel, nächst Ibsen der grösste Dramatiker der germanischen Welt im 19. Jahrhundert, ist oft der Dramatiker des Realismus genannt worden. Nun ist es bezeichnend, dass Edna Purdie in ihrem Buch über Hebbel sich jeder geistesgeschichtlichen oder stilgeschichtlichen Einordnung von Hebbels Werk enthält und vor allem Wort und Begriff des Realismus meidet. Vielleicht mit Recht, wenn man bedenkt, wie sehr das Wort missbraucht und wie schillernd der Begriff geworden ist. Aber gerade bei Hebbel Hesse sich zu einer Vertiefung des Begriffes durchstossen, wenn man nämlich Realismus nicht als einen äusserlich-stilistischen Terminus fasst, der ein Mehr oder Minder an Tatsachenfreude, an Detail der Umweltschilderung bezeichnet, sondern unter Realismus eine prinzipiell bejahende Haltung zu den Realitäten des Lebens versteht.